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Herbstzeit: Metall und Lunge.

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) sind Jahreszeiten wie auch Organe bestimmten Elementen zugeordnet. Das heißt, dass in einer bestimmten Jahreszeit auf das zugehörige Organ im Besonderen geachtet werden sollte. Einerseits, es in seiner Gesundheit zu unterstützen, da es in dieser Zeit besonders angreifbar ist. Andererseits geht es darum, auf die jeweiligen Themen zu achten, die die Jahreszeit, das Organ und das Element, in unser Leben bringen. Wenn wir mit dem Rhythmus der Jahreszeiten im Einklang sind, mit ihnen und ihren Themen bewusst und reflektiert umgehen, können wir daran wachsen und uns selbst (sowie andere) besser verstehen.

 

DIE DREI HERBSTORGANE

Das Element Metall steht in der TCM für den Herbst. Im Herbst zieht sich alles zurück, die Tage werden kürzer, die Nächte länger, es wird kälter, die Laubbäume werfen ihre Blätter ab, die meisten Tiere suchen sich einen Unterschlupf, in dem sie überwintern können oder verlassen sogar das Land, wie die Zugvögel. Die Natur tut das, damit sie überlebt, damit sie im Frühling wieder auferstehen kann, genährt und in voller Pracht.

 

Im Herbst geht es also um Loslassen und Rückzug aber auch um speichern (behüten) und nähren. Dabei ist es wichtig, klare Ent- und Unterscheidungen treffen zu können: Was brauche ich wirklich, was unterstützt mich? Und was kann ein für alle mal gehen, was gehört nicht mehr zu mir?

 

Im Metall liegt also die Kraft der Unterscheidung und der klaren Enden.

 

Metall setzt ganz klare Grenzen. Ob ich einen Metallzaun in die Erde setze (statt Holz oder einer Pflanze) oder ob die scharfe Messerklinge etwas entzwei schneidet – in beiden Beispielen werden sehr klare Grenzen gesetzt.

 

So konfrontiert uns der Herbst nicht selten mit den Gefühlen von Melancholie und Traurigkeit – wir nehmen Abschied vom alten Jahr, wir spüren, dass etwas vergeht. Diese Gefühle passen zur Lunge als Organ, das Trauer und Traurigkeit speichert, wenn sie nicht verarbeitet wird. Sie ist das Organ, das zum Herbst und zum Metall gehört. Das merken wir auch in Form von Erkältungen und Husten,die sich meist im Herbst zu uns gesellen.

Da die Haut unsere zweite Lunge ist, gehört auch sie in das Herbstthema – zumal auch sie uns abgrenzt, unseren Körper zur Außenwelt. Und als Partnerorgan der Lunge gehört auch der Dickdarm in die Herbstzeit.

Durch diese drei Organen zeigt sich noch einmal die Vereinigung des vermeintlichen Gegensatzes des Herbstthemas: Loslassen und Bewahren. Alle diese drei Organe nehmen auf, geben aber auch ab.

Stärken wir im Herbst Lunge, Haut und Dickdarm, stärken wir damit auch automatisch unser Immunsystem.

 



INNEN- UND AUßENWELT

Das Metall steht für die Abgrenzung zwischen der Innen- und der Außenwelt.

Werden unsere Grenzen übertreten oder unsere Erwartungen nicht erfüllt, gehen wir in die Metallenergie – insbesondere, wenn das im Herbst geschieht. Wir zeigen anderen unsere Grenzen, zeigen, was wir mit uns machen lassen und was nicht oder fordern unsere Bedürfnisse ein. Das kann vieles für uns neu ausrichten und ins Lot bringen. Uns von Verhaltensweisen, Dingen, Menschen und Emotionen trennen, die nicht mehr zu uns passen (uns nicht nähren). So, dass wir – wie die Natur im Frühjahr – einen unbelasteten Neustart erfahren können.

 

Das Metall kann aber auch ins ungesunde Extrem kippen. Dann lassen wir andere Sichtweisen gar nicht zu, weil wir nur aus unserer eigenen Perspektive wahrnehmen und bestehen auf unser Recht. Dadurch kann die ein oder andere Freundschaft kaputt gehen, so wie auch eine Pflanze eingeht, wenn man sie zu sehr oder an den falschen Stellen beschneidet. Auch können wir zu voreilig handeln, zu schnell zu viel loslassen, sodass wir unsere Grundenergie angreifen – ähnlich, wie wenn man einen Metalleimer auf einen Keimling stellt, der durch die Erde brechen will oder aber Wurzeln durchtrennt.

 

Ein einleuchtendes Beispiel hierfür aus unserem aktuellen Alltag ist der amerikanische Präsident, der die Wahlen nicht anerkennen und auch das Weiße Haus nicht verlassen will. Er lässt die Außenwelt nicht nach innen und besteht mit Vehemenz auf die Richtigkeit seiner Wahrnehmung. Auch das Bauen von großen Mauern – äußere oder innere – weisen auf ein zu starkes Metall hin, das durch Begrenzung vor allem schadet anstatt zu fokussieren und zu klären.

 

Das richtige Maß zu finden, ist dabei eine große Kunst.

 

Seit etwa drei Wochen ist dieses Thema sehr präsent; vielleicht auch ganz besonders durch dieses besondere Jahr, in dem jeder sich neu ausrichtet und seinen Platz sucht.

Die Referenz wird vor allem und zuerst bei sich selbst gesucht – die Außenwelt möge bitte direkt folgen. Das große Thema dahinter ist, dass Geben und Nehmen im Gleichgewicht sind. Der Gerechtigkeitssinn (ein ganz typischer Zug des Herbststernzeichens Schütze) geht an die Front und will sich durchsetzen.

Hinter dem Gerechtigkeitssinn befindet sich oft das Ego, das seine Bestätigung im Außen sucht und daher keine Ruhe gibt, bis es sein Recht erfährt. Anderenfalls hat es das Gefühl zu sterben.

 

Wer in einen solchen Konflikt gerät, kann sich fragen und sich darüber bewusst werden, worum es hier wirklich geht. Versuche ich hier nur mein Ego zu stärken, weil meine Erwartungshaltung enttäuscht wurde oder weise ich jemanden in seine Grenzen, weil sein Verhalten von Grenzübertretung und zu viel Nehmen mir wirklich schaden?

 

Wenn man dahinter kommt, dass gerade nur das Ego am Start ist, kann man sich klar machen, dass das Bestehen auf der eigenen Innenwelt eine Beschränkung darstellt. Das Loslassen in Form von Nachgeben, nicht auf den Konflikt einzugehen jedoch Freiheit im Sinne von Unbegrenztheit schenkt.

 

Wenn wir nicht aufpassen, kann uns unser eigenes Metall in einen Käfig sperren, wenn wir durch unser Wollen geprägt sind und dadurch, alles kontrollieren zu wollen (Angst) und auf unseren Prinzipien bestehen, ohne von Fall zu Fall zu entscheiden.

 

 



 

WAS UNS IN DIESER ZEIT HILFT

 

Fragen stellen:

  • Was dient mir – was nährt mich?
  • Was, wer, welche Verhaltensweisen, Gedanken, Emotionen begrenzen mich – was kann ich loslassen? - Was ist wichtig für mich?
  • Wo sind Abgrenzung und Schutz für mich sinnvoll – wo nicht?
  • Welche alten Themen kann ich jetzt loslassen?
  • Wenn ich etwas loslasse, wird Energie frei – wofür möchte ich sie einsetzen?
  • Wo bin ich in mir selbst gefangen? Wo begrenze ich mich selbst?
  • Was gibt mir Sicherheit und Geborgenheit?

 

ToDo

  • Trauer zu- und loslassen. Auch mal weinen.
  • Stress abschalten und aufhören sich über alles und jeden zu beschweren. Denn das beschwert die Lunge. Ab und zu mal ein Päuschen einlegen wirkt dagegen Wunder!
  • Rückzug leben. Als Einkehr und Zeit des Abschiednehmens betrachten.
  • Das Zuhause gemütlich machen: aufräumen, Kerzen anzünden, herbstlich, winterlich oder weihnachtlich aufhübschen.
  • Für genügend Feuchtigkeit für die Haut und Schleimhäute sorgen. Auch mal inhalieren, selbst wenn keine Erkältung da ist.
  • Atemübungen! Paranyama ins Yoga aufnehmen, mehr als sonst. Bei Bewegung auf den Atem achten.
  • Ins Herz gehen. Das Feuer des Herzens lässt das Metall weich werden – das eigene und das anderer. Das heißt: vergeben, großzügig sein oder in Frieden gehen lassen.
  • Ängste und Sorgen keinen Raum geben. Lösungsorientiert und objektiv denken und in die Herzenskraft gehen – die kann man immer geben.

 

Und ganz wichtig:

Lasse dich darauf ein, dass Dinge, Zustände, Zeiten, Phasen zu Ende gehen.

Etwas vergeht, um im neuen Gewand wieder aufzuerstehen.

Damit das in aller Kraft geschehen kann, lass das Loslassen zu!

 

Ich unterstütze dich gerne in einer PowerHour dabei.