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Herzenszeit.

Diese Zeit im Jahr, Advent und Weihnachten, verbindet uns mit unserem Herzen. Schließlich ist Weihnachten das Fest der Liebe. Eigentlich ist doch immer, das ganze Jahr über, Herzenszeit, doch es ist ein perfekter Zeitpunkt, dieses Thema aufzugreifen: das Herz, das in jeglicher Hinsicht im Zentrum unseres Lebens steht.

 

Das physische Herz ist ein wahrer Tausendsassa, zentral für unser Leben wie kein anderes Organ, fähig, sich auch ärgsten Belastungen anzupassen und trotzdem zu funktionieren. Es besteht aus unterschiedlichen Gewebearten, die einerseits Schutz, andererseits (Muskel-)Kraft ermöglichen, eine möglichst hohe Dehnbarkeit besitzen, jedoch auch Grenzen dieser Ausdehnung bieten. Wenn man sich dann noch die Herzkammern und Herzgefäße samt Segeln und Klappen anschaut, hat man das Gefühl, sich mitten in einem perfekten System zu befinden, in den Heiligen Hallen des materiellen Seins.

 

Wer über diese Aussage die Stirn runzelt, sollte einfach mal ein Anatomiebuch aufschlagen.

 

 

DAS PHYSISCHE WUNDERWERK.

Das Herz pumpt unsere Lebenskraft, das Blut samt Sauerstoff und Nährstoffen, durch den gesamten Körper, durch alle Organe. Schwächelt das Herz, so tun dies auch alle anderen Organe.

 

Das Herz ist jedoch nicht ein physisches Wunder. Es ist eng mit anderen, nicht-materiellen Ebenen unseres Daseins verbunden. Es reagiert innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde auf Empfindungen und Gedanken. Das kann man sogar messen. Mit meinem Herzkohärenz-Trainer habe ich das beobachten können und dadurch viele interessante Hinweise erhalten – direkt von meinem Herzen. Ich kann nun beobachten, was ihm (also mir) guttut und was nicht, womit ich ihm (mir) schade, welche Gedanken und Gefühle nicht heilsam sind, auch wenn ich bisher dachte, das seien hilfreiche Gedanken und Gefühle. Man kann das Herz nicht austricksen, man kann ihm nichts vormachen. Es reagiert mit einer Ehrlichkeit auf unsere wahren Empfindungen, selbst wir uns etwas anderes einreden wollen.

 

EMOTION & INTUITION

Das Herz kann sogar so stark auf Emotionen reagieren, dass es dadurch physisch krank wird. Wir sagen das oft nur bildlich gemeint: „Du hast mir das Herz gebrochen.“ Doch es gibt es tatsächlich, das sogenannte ‚Broken Heart Syndrom‘. Eine Art Herzinfarkt, ausgelöst durch starke Trauer, wie z.B. der Verlust eines Menschen oder eine Trennung.

 

Geraten wir und unser Leben aus dem Takt, überarbeiten wir uns, halten an leidvollen Gedanken und Gefühlen fest, entsteht Stress. Wenn wir dem nicht entgegenwirken, zeigt unser Herz das ganz deutlich: durch Herzstolpern, Herzstiche oder Herzenge. Das Herz fordert wie ein Kind unmittelbar ein, dass wir zuhören, uns kümmern und etwas verändern.

 

So verwundert es nicht, dass in der feinstofflichen Betrachtungsweise die Intuition (u.a.) dem Herzen zugeordnet wird. „Das Herz will, was das Herz will.“ Wenn wir darauf hören, anstatt auf unseren vernünftigen Geist, sind wir mit unserer inneren Stimme verbunden. Und die weiß es meist viel besser als jedes Wissen, das wir in unserem Kopf angesammelt haben. Das Herz weiß, ohne gelernt zu haben. Das nennt man Weisheit. Oder auch emotionale Intelligenz.

 

 

 

DER NEUTRALE GEIST: MITGEFÜHL, SCHUTZ & HEILUNG.

Dass das Herz so stark in Bezug zur Intuition gesetzt wird, erklärt sich außerdem aus einer weiteren Betrachtungsweise:

 

Ihm wird in der feinstofflichen Welt der sogenannte ‚neutrale Geist‘ zugeordnet.

 

Wir haben drei verschiedene Geisteszustände: den positiven, den negativen und den neutralen Geist. Wer im positiven Geist festhängt, übersieht allzu oft Gefahren und handelt unrealistisch – denn es fehlen ihm die Bedenken des negativen Geistes. Wer jedoch im negativen Geist festhängt, sieht vieles schwarz und kommt kaum ins Handeln – wozu? Wahrscheinlich geht ja ohnehin alles schief. Diesem Geisteszustand fehlt also die Handlungs- und Entscheidungskraft des positiven Geistes.

 

Und der neutrale Geisteszustand? Das ist aus der yogischen Perspektive der erstrebenswerte Zustand, denn in ihm sind positiver und negativer Geist vereint. Beide Aspekte, negativ und positiv, werden gegeneinander abgewogen wie bei einer Pro/Contra-Liste. Nur mit dem Vorteil, dass dieses Abwägen innerhalb von wenigen Sekunden geschieht – und so wissen wir ganz schnell, was richtig ist für uns und hilft uns bei Entscheidungen.

 

Der neutrale Geist wertet nicht und so entsteht die reine Wahrnehmung von Wahrheit, die nicht vom Wollen oder von Ablehnung geprägt ist. Auf diese Weise funktioniert auch das reine, liebende Herz: Es liebt bedingungslos, ohne dass daran Leistung (‚Wenn Du mich liebst, liebe ich Dich auch.‘) oder ein ‚Gut‘ oder ein ‚Schlecht‘ geknüpft wäre.

 

Für jede°n Heiler°in ist die Schulung des neutralen Geistes essenziell, denn nur durch ihn kann Heilung geschehen.  Das sehen wir bei Jesus, dem HEILand, der Wunderheilungen vollbringen kann. Jesus, Buddha: Sie stehen beide für Liebe, Schutz, Mitgefühl, Vergebung und Integration statt Isolation. Sie (be-)werten nicht, sie lieben und sind präsent und sind damit Sinnbild des neutralen Geistes und für Heilung, nicht nur auf der körperlichen Ebene.

 

Wer als Heiler in die Angst geht, in die Sorge um den Patienten, in die Angst, dass er es nicht schaffen wird oder auch in die Wertung, also ins Drama (‚Ich hab da so einen Patienten, dem geht es ganz schlimm, der hat ganz furchtbare Probleme…‘), verstärkt die negative Seite der Krankheit. Ein neutraler Geist bleibt offen, macht keine Prognosen, spricht keine Bewertungen aus. Auf diese Weise nimmt er den Patienten und dessen Themen einfach an. Sich in diesem neutralem Raum zu befinden entspannt, nimmt das Gefühl der Fehlerhaftigkeit aus der Situation heraus – und das ist der Beginn von Heilung.

 

 

 

HERZ, LUNGE & TRAUER

Physisch ist das Herz untrennbar mit der Lunge verbunden. Sie sind durch den Blutkreislauf miteinander verbunden und durch ihre Aufgabe: Lebenskraft (Prana) in den Körper zu bringen und durch ihn hindurchzubewegen. Ist die Lunge krank, kann das auf das Herz übergehen. Funktioniert das Herz nicht gut, bekommt die Lunge unmittelbar vor allen anderen Organen Probleme.

 

Auf der feinstofflichen Ebene können wir auch Herz und Lunge nicht voneinander trennen. Alles, was das Herz nicht gut verarbeitet, Schmerz, Verletzungen, Trauer, landet in der Lunge und wird dort gespeichert. Wenn wir unsere Erfahrungen und die damit zusammenhängenden Gefühle nicht verarbeiten (integrieren) und abschließen können, bleibt dieser Prozess offen. Das nennt man Trauer. Die Lunge gilt in der TCM als Vitalitätsorgan, Verteiler des Qi, aber eben auch als Trauerorgan.

 

Um stagnierte Trauer zu lösen, müssen wir daher nicht unbedingt über die Psyche gehen. Wir können atmen! Bhastrika ist eine typische Atemübung (Pranayama) bei Trauer. Darüber hinaus reichert sie uns mit Sauerstoff an, während der verbrauchte Atem kraftvoll abgeatmet wird. Ganz nebenbei wird die Lunge trainiert. Wichtig! Denn im Laufe unseres Lebens können wir durchaus 2/3 unseres Lungenvolumens einbüßen, weil wir zu viel sitzen, uns zu wenig bewegen und nicht tief genug atmen.

Insbesondere in der pandemischen Corona-Zeit ist diese Atemtechnik und generell die Stärkung von Herz und Lunge ein Muss.

 

 

Eine weitere wunderbare Übungsreihe für die Lunge ist diese hier:

 

Wenn man sich den Verlauf des Herz- und Lungenmeridians anschaut, stellt man schnell fest, dass sie auch hier eng miteinander verbunden sind: Der Lungenmeridian verläuft vom Daumen über die Arminnenseite bis hoch unterhalb des Schlüsselbeines. Der Herzmeridian verläuft vom kleinen Finger an der Armaußenseite bis hoch zur Achsel.

 

Alle Armbewegungen, ob schwingend, kräftigend oder dehnend, kommen bei Herz UND Lunge an.

 

 

 

ZEITWAHRNEHMUNG & PRÄSENZ.

Das Herz kann noch etwas anderes, ganz Besonderes: die Zeit wahrnehmen.

 

Unsere gewohnte, übliche Zeitwahrnehmung geht über das Nervensystem mit starker Beteiligung des Gehirns. Das ist die lineare Zeitwahrnehmung. Das bedeutet, unser Denken, unsere Ordnung und unsere Zeitwahrnehmung ist von A nach B unterteilt. Oder in gestern – heute – morgen / Vergangenheit – Jetzt – Zukunft.

 

Dass es aber auch eine ganz andere – nichtlineare – Wahrnehmung von Zeit gibt, zeigt uns ein simples Beispiel. Wenn ich mich an einen besonderen Moment aus meiner Kindheit erinnere, habe ich ihn präsenter vor Augen und im Gefühl als den gestrigen Tag. Nach der linearen Wahrnehmung müsste das Alte viel weniger wahrnehmbar sein als das Aktuelle. Doch in der linearen Zeitwahrnehmung gilt das nicht. Wir können uns ja auch noch an jemanden intensiv erinnern und ihn lieben, der vor 20 Jahren gestorben ist. Als wäre dieser Mensch noch da.

 

Das energetische Herz (Anahata Chakra) also öffnet unsere Wahrnehmung zu allen Zeiten und unterscheidet nicht in Gewesen und noch nicht Gewesen. Auch hier ist das Herz neutral, was im Zusammenhang mit der Zeitwahrnehmung einen eigenen Begriff hat: Präsenz.

 

Wenn wir präsent sind, sind wir unmittelbar und ausschließlich im Jetzt. Es gibt keine Gedanken an die Vergangenheit oder an die Zukunft. Nur dieser Moment ist da und man erfährt, was wahr ist. Auch hier also wirkt der neutrale Geist.

 

Wenn wir uns intensiv und konsequent mit dem Jetzt verbinden, gibt es nur noch das Jetzt. Alle Zeiten, die es in der linearen Wahrnehmung gibt, fließen hier in einem Punkt zusammen. Im Jetzt. Aus diesem Grund ist es möglich, mit einer solchen Wahrnehmung auch (linear ausgedrückt) andere Zeiten wahrzunehmen.

 

Auf diese Weise arbeite ich in der Energiearbeit auf scheinbar unterschiedlichen Zeitebenen und kann dort Veränderungen bewirken. Doch ich reise nicht wirklich in der Zeit. Wenn ich mit dem Jetzt und meiner Herzenergie verbunden bin, sind schließlich alle Zeiten in diesem Jetzt-Moment gebündelt.

 

Es ist eine Herausforderung, dieses Thema nur über das Lesen zu verstehen. Daher empfehle ich die Erfahrung: Meditation!

 

Wer meditiert, kommt automatisch in dieses Jetzt, und wenn es auch nur ab und zu für ein paar Sekunden ist.

 

Meine eigene Wahrnehmung für das Herz im Jetzt und damit auch der nicht-linearen Zeit hat sich durch die Übung der Herzkohärenz enorm verstärkt. Das gleichmäßige Atmen durch das Herz, kombiniert mit höheren Emotionen (guten Gedanken, Gefühlen und inneren Bildern) scheint nicht nur den Geist zu beruhigen, sondern auch die Herzenstür ein ganzes Stück weiter zu öffnen.

 

Offene Herzenstüren wünsche ich mir für alle, für die gesamte Menschheit – und nicht nur zu Weihnachten!

 

Habt eine besinnliche Weihnachtszeit und kommt gut in das neue Jahr hinein.

 

Von Herzen alles Liebe!

 

Nina