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Es ist.

Es ist schön, es ist schwierig, es ist doof, es ist seltsam, es ist langweilig, es ist entspannend, es ist nervig. Zustände, Dinge und Menschen zu bewerten liegt in unserer Natur als biologisches und soziales Wesen; wir wollen Vergleiche schaffen, um uns besser orientieren zu können, um das Beste zu bekommen und um unseren eigenen Wert einordnen zu können. Mit den sozialen Medien („Likes“) und Internetshopping (Sterne vergeben) werden wir zusätzlich dazu ermuntert zu bewerten. Das soll Aufmerksamkeit schaffen und dem Kunden eine Orientierung geben. So lange diese Bewertungen objektiv sind, kann das ein hilfreiches System sein, doch Bewertungen sind selten wirklich objektiv. Im Yogasutra beschreibt Patanjali, wie unser Geist funktioniert, wie er gefärbt sein kann, sodass wir alles durch unsere persönlichen Filter wahrnehmen – und dennoch denken, das sei objektiv (also: unbestreitbar wahr). So sagt er:

 

In unterschiedlichen Situationen geht das Citta [Bewusstsein, Anm. N.S.] auf unterschiedliche Weise auf dasselbe Objekt zu, und so entstehen unterschiedliche Wahrnehmungen ein und desselben Objektes.“

(Yogasutra 4.15; Übersetzung R. Sriram)

 

Das bedeutet, unsere Bewertungen und Urteile hängen von unseren eigenen Gefühlen und Gedanken ab und sind also subjektiv, so lange diese Filter aktiv sind. Ob wir gut oder schlecht gelaunt sind, hungrig oder satt, müde oder ausgeschlafen, ob wir vergangene Verletzungen in uns tragen oder nicht, all das und mehr beeinflusst unsere Bewertungen.

 

Im Buddhismus heißt es:

Alle Dinge sind leer.“

 

Sie sind also weder gut noch schlecht, sie sind neutral. Ihre Bedeutung, das Positive oder Negative fügen wir hinzu und machen dadurch alles komplizierter. Insbesondere dann, wenn wir etwas nicht ändern können wie z.B. das Wetter. Das Wetter ist. Punkt. Sobald ich es beurteile, hafte ich entweder an ("Die Sonne soll bleiben!") oder wehre mich gegen eine höhere Gewalt ("Es soll aufhören zu regnen!"). Manchmal treffen auch Menschen Entscheidungen, die wir nicht beeinflussen können: die Wahl eines Präsidenten, die Trennung der Partnerin, der Freitod eines Freundes. An diesem Punkt hilft uns Bewertung nicht, sondern alleine die radikale Akzeptanz dessen, was ist. Das ist das Verweilen im neutralen Geist – keine Resignation! Ich nehme an was ist und finde in dieser inneren, selbst gewählten Haltung meine Freiheit wieder, anstatt gegen Windmühlen zu kämpfen oder einen Sündenbock zu suchen, dem ich die Schuld geben kann. Aus dem Ohnmachtsgefühl des „Ich kann ja eh nichts tun.“ wird Handlungskraft mit Eigenverantwortung: „Ich kann meine innere Haltung und damit meine Gefühle und Gedanken bestimmen.“

 

Das heißt nicht, dass wir keine Gefühlsregungen mehr haben dürfen, es heißt nur, dass wir die Widerstände gegenüber dem, was geschehen ist, ablegen. Erst mit dieser Haltung können wir uns oder etwas verändern. Wer z.B. nicht akzeptiert, dass er krank ist, kann nicht heil werden. Wer leugnet, dass eine Beziehung im Argen liegt, kann sie nicht verändern.

 

Und wie übt man das? ...sicher nicht erst dann, wenn die herausfordernde Situation eingetroffen ist. Durch Achtsamkeit im Alltag und regelmäßige Meditation kann man das leicht üben. Dabei die Wahrnehmung schärfen, ohne das Geschehen zu beurteilen. Die radikale Akzeptanz sagt: „Es ist.“ „Es ist“ ist die Verankerung im Moment, im Jetzt. Das bringt bewusstes Agieren statt spontanes Reagieren mit sich – auch mal innehalten, statt sofort zu handeln. Und das, was ist – die Realität – mit Mitgefühl betrachten. Das könnte man einfach mal einen Tag lang ausprobieren.

 

Wozu? Was bringt die radikale Akzeptanz?

Weniger Wut, also weniger Stress, mehr innere Ruhe, einen niedrigeren Blutdruck, besseren Schlaf, ein friedvolles Gefühl, Geduld, die Fähigkeit zu vergeben und Altes loszulassen und mehr Energie, da sie weniger verschwendet wird.

 

Hier sind einige Inspirationen

 

zum neutralen Geist:

Es liegt in der Natur der Sache, dass man aus schönen

und unschönen Erfahrungen lernen muss, um Reife zu erlangen.“

(Nelson Mandela)

 

 

der radikalen Akzeptanz:

Gott, gib mir die Gelassenheit,

Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,

den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,

und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

(Reinhold Niebuhr)

 

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Et es wie et es.Es ist wie es ist.

Et kütt wie et kütt. – Es kommt wie es kommt.

Et hätt noch emmer joot jenjange. – Es ist bisher noch immer gut gegangen.

(aus dem Kölschen Grundgesetz)

 

 

und der Leerheit aller Dinge:

Richtig gutes Zeug, echt krass
echt Junge, gefällt mir gut, richtig gut
fand ich wirklich gut
richtig gutes Zeug
Hat mir wirklich gut gefall'n, richtig gut, ja

Hagebuttentee im HDJ, Quali gut, ja
Brauner Bär, richtig gutes Zeug
Kennt ihr Matrix? Geiler Film, Mann
Hat mir wirklich gut gefall'n, ja gut, gut, gut
CBD-Tropfen, boah, geil
Nee, war wirklich gut, hat mir wirklich gut gefall'n
Katalog von Pearl hab' ich durchgeblättert
Kennt ihr den? Richtig gut

Ja, musst du mal ausprobier'n
Echt, Junge, mega schwer zu kriegen
Nee, wirklich, scheint ganz gut zu sein
Hat er nicht mehr viel von, richtig gutes Zeug (mega)
Er macht immer geile Sachen, ja
Ist 'n bisschen ab vom Schuss, aber lohnt sich
Richtig gut, gut, richtig gutes Zeug, ja.“

(Deichkind)