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OM – AUM – AAAMM – ONG. Über das älteste Mantra der Welt.

 

„Beides, 10 Stunden mit geschlossenen Augen zu sitzen und eine Stunde lang mit Konzentration die göttlichen Namen zu chanten, ist gleichwertig.”

~ Amma

 

Wer mit Yoga in Berührung kommt, kommt auch früher oder später in Kontakt mit Mantren. Da scheiden sich die Geister. Manche YogiNis lieben es von Anfang an, andere brauchen einige Zeit, bis sie sich mit den heiligen Worten in fremder Sprache anfreunden und andere wiederum halten sich vielleicht für immer fern von der unwillkommenen Spiritualität, die Mantren mit sich bringen.

 

„OM“ oder „AUM“ (ॐ) ist wohl das bekannteste Mantra, von dem auch jeder Nicht-Yogi sicherlich schon einmal gehört hat. OM ist nicht übersetzbar, jedoch erklärbar. Es ist das wesentlichste, das reinste und universellste Mantra, das es gibt, denn es bezeichnet die Gegenwart des Absoluten. Man könnte sagen, alle Worte, die nach OM folgen, sind Beiwerk, denn OM beinhaltet alles andere – den Ursprung allen Seins, das Göttliche und alles, was dieses Göttliche (gerne auch als „das Universum“ bezeichnet) erschafft.

 

Mantren werden dafür genutzt, um sich in eine bestimmte Schwingung zu versetzen. Wer am Anfang einer Yogaklasse Ommmmmmm chantet, reinigt sich auf allen Ebenen, lässt alles, was bisher war, hinter sich und öffnet die Tür zu einem neuen, frischen energetischen Raum – denn OM ist gleichbedeutend mit (Neu-)Schöpfung. Wir erhöhen durch diese Silbe unsere Energie, binden uns an unser höheres Selbst an, lassen das Alltags-Ich vor der Türe stehen und verbinden uns außerdem mit allen Anwesenden oder auch mit allen anderen, die jemals dieses Mantra gechantet haben. Wir kommen alle in dieselbe Schwingung und so geht das Individuum auf im großen Ozean des All-Eins-Seins.

 

Ob das von alleine so geschieht?

Naja, auf die innere Haltung und auf einen gewissen Grad an Bewusstheit kommt es dabei schon an.

Wenn wir uns dieser Ebenen bewusst sind und dass OM uns dort hinbringen kann, öffnen wir uns diesen Möglichkeiten. Wenn nicht, erleuchtet sicher niemand durch das reine Mantra-Chanten. So verhält es sich mit allen Mantren.

 

Was aber auf jeden Fall geschieht, ist eine physische Reaktion. Kein Mantra wurde wohl so gut untersucht wie das heilige und omnipräsente OM. Festgestellt wurde, dass es den Vagnusnerv aktiviert, also unser Parasympathisches Nervensystem, das wir benötigen, um entspannen, regenerieren und heilen können. Im stressigen Alltag, vielleicht besonders im Pandemi-Alltag, hilft es, unsere innere Rastlosigkeit, das Gefühl der Unfreiheit und der Angst zu lösen. Denn all das kann der Vagusnerv.

 

Selbst, wenn wir also das spirituelle Potential des Mantras OM ignorieren, wirkt es durch seine Schwingung. Messbar. Das wäre doch einen (Selbst-)Versuch wert, nicht wahr? Selbst für all die Mantra-Muffel und für all diejenigen, die, sich vor ihrer eigenen Stimme fürchtend, sagen: „Ich kann nicht singen.“

...hier singen wir ja auch nicht, wir chanten.

 

Interessanterweise war es einmal ein Tonmeister – jemand, der mit Yoga und Mantren nichts am Hut hat – der mir einen weiteren Aspekt des OM eröffnete. Er sprach mich darauf an, dass OM in der gleichen Frequenz (136,1 Hz = Cis) des Erdtons gechantet wird. Erdton heißt hier, dass die Erde einen Klang macht, während sie sich bewegt. Diese Frequenz ergibt sich aus der Dauer, die die Erde braucht, um einmal um die Sonne zu kreisen. Wer OM in dieser Frequenz chantet, verbindet sich dadurch mit der Schwingung der Erde, kommt in Einklang mit der Erde. Mit Mutter Erde. Alleine schon die Vorstellung dieser Harmonie wirkt beruhigend und kräftigend zugleich.

 

Es gibt Klangschalen, die helfen, den richtigen Ton anzustimmen, aber auch viele gute und frei verfügbare binaureal sounds wie diesen hier:

(Kopfhörer aufziehen!)

 

Ich finde es hochspannend, dass es zu einem solch uralten Mantra diese wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt. Letztendlich aber zählt immer die Erfahrung. Wissen ist nicht tun und nur durch lesen entsteht sicherlich keine heilsame Schwingung.

Also: ausprobieren!

 

 

OM oder AUM oder ONG?

Zunächst ist wichtig, dass wir uns bewusst sind, dass beides, OM und AUM eine Transkription nicht nur aus einer anderen Sprache, sondern aus einem anderen Schriftsystem ist. Das Schriftzeichen im Sanskrit ist . Damit wir eine Idee zur Aussprache haben, wird es für die Zielsprache transkribiert. Der OM-Sound entsteht durch die richtige Art der Mundbewegung und die besteht nicht einfach nur aus einem O (einem runden Mund) und einem M. Das O ist eigentlich ein zusammengesetztes A und O. Wenn man den Mund einfach nur öffnet und tönt, entsteht unwillkürlich ein Aaaa. Auf dem Weg zum M, also zum Schließen des Mundes, entsteht zwischendrin ein U.

 

Auf diese drei Kernlaute kommt es an: A - U - M.

Es sind Laute des Ursprungs, die drei Laute, aus denen alle anderen Laute entstehen. Diese Dreiheit bezeichnet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und zeigt auf: alles gehört zusammen.

 

„OM: diese Silbe ist das ganze Universum.

Ihre weitere Erklärung ist wie folgt:

das Vergangene, das Gegenwärtigeund das Zukünftige,

dieses alles ist wahrlich der Laut OM.

Und was auch immer die drei Zeiten übersteigt,

auch dies ist wahrlich der Laut OM”

~ Upanishaden

 

Was zum AUM auch gehört, ist ein vierter Teil – die Stille nach dem Tönen. Sie ist das eigentlich Absolute, von dem ich anfangs sprach. Die Vollkommenheit, die Ganzheit, mit der man sich verbunden hat. Bezogen auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft steht der vierte Teil, die Stille, für die Unendlichkeit.

 

Und wie oft vergessen wir die Stille.

 

Ohne Stille, ohne Pausen, wäre Musik sinnlos. Ohne die Stille wäre die Welt Chaos. Stille schafft Ordnung und Struktur.

 

Sadhguru weist auf die sprachlichen Verirrungen und Verwirrungen hin, die im Laufe der Zeit das AUM verändert haben – selbst in Indien. Er sagt, der eigentliche Laut ist AAA(u)MMM. Das U darin ist gerade noch hörbar, das O kommt gar nicht vor, obwohl es in fast allen Yogaklassen so gechantet wird. Sadhguru betont: „Es ist nicht OM!“

 

„Der Grundton für deine physische Existenz

ist Aaaammm!” ~ Sadhguru

 

Zur Wirkung beschreibt Sadhguru, dass AAAMMM universal eingesetzt wird, bei jeglichen Beschwerden hilft es, diese zu transformieren, da Transformation in der Natur dieses Mantras liegt. Insbesondere bei psychischen Störungen empfiehlt er AAAMMM. Nach einigen Wochen täglicher Praxis verändern wir uns auf allen Ebenen: physisch, mental, emotional, energetisch.

 

Hier ist ein wunderbares Beispiel für das AAA(u)MMM, 108 mal gechantet:

 

 

AUM nutzt Sadhguru (und viele andere), um die Laute einzeln zu chanten: 7 mal A, 7 mal U, 7 mal M.

In dieser Mantrapraxis geht es um gezielte Schwingungen, die Resonanz im Körper. A schwingt um den Nabelbereich, U im Herzbereich und M im Hals-/Kopfbereich. Und was bedeutet das, wenn es in bestimmten Körperbereichen schwingt und vibriert? Prana, die Vitalenergie, wird dorthin gelenkt – in alle Bereiche, in denen wir Organe und insbesondere Hormondrüsen haben, die unsere physische, mentale und emotionale Gesundheit steuern. Das bedeutet, unsere Körperchemie wird beeinflusst durch das Mantrachanten! Und Prana wird durch alle Nadis (unsere Energiebahnen) gelenkt, macht sie frei und nährt unsere Vitalität ganzheitlich.

 

Im KundaliniYoga gibt es weder AUM noch OM noch AAAMMM. Hier gibt es ein ONG.

Viel nasaler, vibriert mehr im Kopf als im Hals. Yogi Bhajan erklärt den Unterschied zwischen OM und ONG damit, dass OM der friedlichste Klang überhaupt sei - zu friedlich für ein aktives Leben. Ein Klang, der den Menschen über sich selbst hinausbringt in die Unendlichkeit und damit auch - hier sei die Gefahr - in die Astralebene, die jenseits der physischen, materiellen Ebene liege. Durch OM, so Yogi Bhajan, nehmen wir uns die Chance auf ein kraftvolles und reiches Leben. OM solle der Klang sein, wenn wir unseren Körper ein für allemal verlassen. Daher sei er nicht geeignet, wenn wir leben. ONG hingegen, das auch die schöperische Ursprungskraft beinhalte, sei ein Mantra der Tat, des Handelns, der Fülle und damit hilfreicher für unser Leben in dieser Welt.

 

Das ist eine Sichtweise, sicherlich die eines Gelehrten. Dennoch gibt es andere Weisen, die OM/AUM als das höchste Heilmantra sehen, zumindest nichts Schlechtes darin erkennen.

 

In einem der Ursprungstexte des Yoga heißt es wie folgt:

 

Diese Silbe Om

ist in der Tat Brahman (das Göttliche).

Wer immer diese Silbe kennt,

erhält alles, was er sich wünscht.

Dies ist die beste Unterstützung;

dies ist die höchste Unterstützung.

Wer immer diese Unterstützung kennt,

wird in der Welt von Brahma verehrt.

~ Upanishaden

 

 

Für mich persönlich macht es Sinn, Probleme und Themen, die man heilen möchte, nicht auf derselben Ebene angehen zu wollen auf denen das Problem besteht. Das hat mich die Energiearbeit gelehrt. Wenn wir die physische oder emotionale oder mentale Ebene verlassen und mittels AUM unsere Energie mehr auf die Astralebene, die außerkörperlichen Ebene, lenken, können wir so viel schneller Veränderungen bewirken, da wir uns jenseits von Raum und Zeit befinden.