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Yoga zum Jahresende.

ZEIT DER ENTSPANNUNG UND DER HINGABE

Wenn wir die Zeichen der Natur beobachten, wissen wir, was wir zu tun haben.

Die Tage sind kurz, die Nächte lang und dunkel. Die Natur lädt uns dazu ein, einen Gang (oder gleich mehrere) runterzuschalten.

 

Die Energie – ob in der Natur oder bei uns Menschen – zieht sich zurück. Die Natur hat fertig geblüht, gegrünt und Früchte gegeben und auch wir sind energetisch nicht mehr auf der Höhe. So ist das immer innerhalb von Zyklen: Die Energie ist am Anfang und am Ende eines Zyklus niedrig. In diesem Jahr mit all seinen Herausforderungen der Andersartigkeit vielleicht ganz besonders. Dagegen sollten wir nicht ankämpfen, sondern uns dem Schönen und den Vorteilen dieser Zeit öffnen und vor allem nicht so tun, als müssten wir in unserer gewohnten Kraft sein.

 

Wenn wir diesen Rhythmus der Natur als unseren eigenen annehmen, können wir Erschöpfung und Winterblues, die typisch sind für die dunkle Jahreszeit, vorbeugen, uns regenerieren, um gut auf den Neustart vorbereitet zu sein und wir können eine erkenntnisreiche Ich-Zeit erfahren.

 

 

YOGA FÜR NIEREN UND BLASE

 Nach den Lehren der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist der Winter eine Zeit, in der wir uns um Nieren und Blase kümmern sollten. Daher ist es sinnvoll, Yogaübungen, die die Nieren- und Blasenmeridiane aktivieren, in unsere Praxis zu integrieren. Das sind alle Positionen, die unsere Beininnen- und Beinrückseiten dehnen, alle Dehnungen der Bauchdecke und des Brustbereichs, der Gesäßmuskeln und des Rückens über den Nacken, den Kopf bis zur Stirn hinaus. Außerdem Haltungen, die den Nierenbereich sanft komprimieren – so, wie es in Rückbeugen der Fall ist.

 

In den Dehnungshaltungen kann man zusätzlich die Nierenatmung hinzufügen: Beim Einatmen dehnt sich der Nierenbereich auf, beim Ausatmen entspannt er sich oder zieht sich etwas zusammen. Anfangs ist das gar nicht so leicht. Doch wenn man zwischendurch den Nierenbereich abklopft – sanft mit einer losen Faust und mal mit den hohlen Händen – und mit den Handflächen reibt, fällt es immer leichter, den Atem in die Nieren zu bringen und dadurch auch Wärme und Energie.

 

Wenn die Nierenenergie schwach wird, wird der gesamte Körper schwach. Wenn wir Energie dort hinbringen, versorgen wir den gesamten Körper mit Energie. Doch nicht nur für unsere Vitalität sind die Nieren wichtig. Aus Sicht der TCM speichert sich Angst in den Nieren. Mit ihnen zu arbeiten löst Angstgefühle und bringt Sicherheit, Wohlbefinden und Willenskraft.

 

 

YOGA FÜR DIE SINNE

Der Rückzug zum Jahresende hin und der Winter selbst stehen für Achtsamkeit und für die intensivere Wahrnehmung unserer Sinne.

Wir machen das meist schon ganz automatisch: In dieser Jahreszeit backen wir wohlduftende Plätzchen, Zimt und Vanille wärmen unser Herz und bringen ein wohliges Lächeln in unser Gesicht. Wir halten gerne eine Tasse Tee oder Kakao zwischen unseren Händen und genießen die Wärme. Auch unsere Augen wollen sich erfreuen an einem schönen und gemütlichen Zuhause, vielleicht weihnachtlich oder winterlich geschmückt und sehen lieber in Kerzenflammen anstatt ins künstliche Licht.

 

Auch im Yoga können wir die Sinne einbeziehen.

Wir können die Duftlampe anwerfen und uns mit ätherischen Ölen (immer 100% naturrein!) verwöhnen. Sie helfen uns zu entspannen und Melancholie oder Winterdepressionen zu vertreiben:

  • Zimt, Orange, Vanille und Nelke sorgen für Geborgenheit.

  • Zitrusöle und Bergamotte hellen die Stimmung auf.

  • Sandelholz lässt uns entspannen und macht gleichzeitig munter.

  • Thymian, Eukalyptus, Kampfer, Teebaumöl und Ravintsara lassen verstopfte Nasen wider tief durchatmen und reinigen die Raumluft.

 

 

Eine schöne Variante ist, sich selbst zu Duftlampe zu machen.

Hierzu mischt man in ein Trägeröl (z.B. Mandel- oder Jojobaöl) einige Tropfen der gewünschten ätherischen Öle und trägt sie auf die Haut auf. Nacken, Brustbein und Handgelenke sind besonders gut dafür geeignet. Wer zu Allergien neigt, sollte damit vorsichtig sein und auf die normale Duftlampe setzen oder aber an einer kleinen Hautstelle prüfen, ob man die Mischung verträgt.

 

Yoga mit Selbstmassagen, vor allem an Füßen und Händen versorgen den gesamten Körper mit Wärme, ohne sich durch eine für diese Zeit vielleicht zu kraftvolle Praxis zu erschöpfen. Und es tut einfach gut!

 

 

STILLE INTEGRIEREN

Die Jahresendzeit ist eine Zeit der Stille und der Selbstreflexion.

Diese Energie wird nach der fernöstlichen Lehre „Yin“ genannt. Yin zeichnet sich aus durch Ruhe, Rückzug, innere Einkehr, Dunkelheit, Regeneration und das weibliche Prinzip.

Wer normalerweise eine dynamische Yogapraxis hat, kann diese entweder durch die statischen und lange gehaltenen Positionen des YinYoga ersetzen oder diese Haltungen in die dynamische Praxis integrieren. Z.B. mit Yin beginnen, dann eine Phase sanftes Yang (also Dynamik) und dann wieder mit Yin und einer langen Entspannung, vielleicht auch mal mit YogaNidra, enden.

 

Die Stille hilft uns, das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und es damit zu verabschieden und abzuschließen. Meditation ist eine wunderbare Technik, um dies zu tun. Gerne auch länger und öfter als bisher, für alle, die bereits eine bestehende Meditationspraxis haben.

Die Tratak-Meditation ist eine ganz besondere und besonders passende Variante.

Dabei schauen wir in eine Kerzenflamme, möglichst ohne zu blinzeln. Es ist normal und auch erwünscht, dass nach einiger Zeit die Augen tränen.

Zum einen hat diese Meditation eine sehr beruhigende Wirkung und wir haben die wohlige, zur Jahreszeit passende Kerzenflamme. Zum anderen wirkt diese Übung nicht nur reinigend auf unsere Gedanken, sondern auch auf unsere Augen und sorgen für einen klaren und scharfen Blick.

 

 

...UND IM ALLTAG?

  • Stille und innere Einkehr betonen statt der vielen ToDos

  • früh schlafen gehen

  • länger schlafen, vielleicht auch ab und zu tagsüber ein Nickerchen machen – ganz besonders diejenigen, die sich im HomeOffice befinden

  • Prana (unsere Vitalenergie) nähren: z.B. durch Hände auflegen, durch ausgleichende und zentrierende Pranayamas, durch die herzkohärente Atmung

  • und die innere Wärme in allen Organen aufrechterhalten, besonders im unteren Dantian, unserem inneren Ofen.

  • Märchen statt Actionfilme und Thriller schauen bzw. lesen

  • Nierenwärmer tragen

  • Koffein reduzieren – das geht zu Lasten der Nieren

  • wärmende Getränke und wärmendes Essen – nichts, das kühlt

  • sich nicht verlieren in den Vorbereitungen für Weihnachten und Silvester, sondern immer wieder Zeit für innere Einkehr schaffen

  • zurückblicken auf das vergangene Jahr und anerkennen, was man alles geschafft hat

  • alles, was nicht gut lief in einer versöhnlichen Haltung loslassen – Abschiede und Abschlüsse sind wichtig, damit das Neue kommen kann ohne vom Ballast des Alten erdrückt zu werden

 

Wir unterschätzen oft diese eigentlich natürlichen Dinge und Verhaltensweisen. Doch wenn wir lernen, wieder mehr auf die Jahreszeiten zu achten, kommen wir zurück in einen uns ganz eigenen Rhythmus, in die Verbindung mit unserer eigenen Natur.

 

Darin liegt die Basis der Selbstheilung.